100th German society for psychology symposium (DGPs)
April 4 - 2004 - Justus-Liebig-Universität Giessen (Germany)
Zum Einfluß der willkürlichen Aufmerksamkeit auf die Verarbeitung neuer Reize: Independent Component Analyse (ICA) der novelty-P3 Komponente im ereigniskorrelierten Potential des EEG
(1)Stefan Debener, (2)Scott Makeig, (2)Arnaud Delorme & (1)Andreas K. Engel
(1)SCCN, INC, UCSD, La Jolla, CA
(2)Institut fuer Neurophysiologie und Pathophysiologie, Universitaetsklinikum Hamburg-Eppendorf
s.debener@uke.uni-hamburg.de, scott@salk.edu, arno@salk.edu
Bislang ist noch wenig verstanden wie das Gehirn neue Reize, welche automatisch Aufmerksamkeit auf sich ziehen, verarbeitet. Neue Reize evozieren eine novelty-P3 Komponente im ereigniskorrelierten Potential (EKP). Es wurde untersucht, ob die willkürliche Aufmerksamkeitsausrichtung auf neue Reize zu einer erhöhten novelty-P3 Amplitude führt. Das EEG wurde von 64 Kanälen während der Durchführung des auditorischen Novelty-Oddball Paradigmas abgeleitet. Ein selten präsentierter Sinus-Ton (Auftretenswahrscheinlichkeit 10%) und sich nicht wiederholende Umweltgeräusche (10%) wurden in zufälliger Reihenfolge in die Präsentation eines Standard-Tons (80%) eingestreut. Eine Gruppe (n=16) zählte leise die seltenen Töne, während die zweite Gruppe (n=17) die seltenen Umweltgeräusche leise zählte. Erwartungsgemäß zeigte sich eine parietal dominierte P3b Komponente für aufgabenrelevante Reize. Die frontozentral dominierte novelty-P3 Komponente für neue Reize war signifikant stärker ausgeprägt, wenn diese aufgabenrelevant waren. Die Analyse der EKPs mittels ICA ergab, dass die erhöhte novelty-P3 für aufgabenrelevante im Vergleich zu aufgabenirrelevanten Reizen auf eine raum-zeitlich überlappende P3b Komponente zurückzuführen war. Ein Einfluss der willkürlichen Aufmerksamkeitsausrichtung auf die Verarbeitung neuer Reize ist daher empirisch nicht haltbar. Die Ergebnisse werden im Hinblick auf die funktionelle Bedeutung der novelty-P3 Komponente diskutiert.